Kasseler Regatta 2016 - Il ne passeront pas!

Klar mag es dem Einen oder Anderen geschmacklos vorkommen, eine Regatta mit dem Durchhaltespruch der Franzosen aus dem Ersten Weltkrieg zu versehen,  aber so wie Frankreich durch  Durchhaltekraft, Zähigkeit und Wunder vor der deutschen Invasion errettet wurde, so gelang es den Kindern und Junioren der RWB bei der diesjährigen Kasseler Regatta kämpfend und beißend ihre Führungen zu verteidigen, die Gegner nicht vorbeizulassen oder sich wie garstige Wadelbeißer an erheblich stärkeren Widersachern festzutackern und sie vor sich herzutreiben. Und zudem schreib ich das hier halt grad unter dem geballten Gesamteindruck eines  großartigen Regattawochenendes, welches mit Triumph und Dramatik gespickt war.
So gelang es in 22 gemeldeten Rennen - vom Ruderzwerg 11 Jahre bis zum SeniorB -  14 Siege einzufahren, einige davon sensationell, kurios, heldenhaft oder alles zugleich.
Im Mittelpunkt stand natürlich die Qualifikation zum Bundeswettbewerb in Salzgitter, dazu mussten die gemeldeten Kinderboote die 3000m Langstrecke inklusive Wende überwinden.  Sehr souverän meisterte dies unser Mix-Vierer 12 und 13 Jahre (Lennart Eißer, Miron Seib, Mona Schmauß, Lara Hinz und Steuerfrau Luna Radovanovic). Die zwei gegnerischen Mannschaften hatten wohl schon im Vorfeld Angst bekommen und jeweils ihre Boote abgemeldet.  Dadurch konnte nur eine schlechte Zeit den Vierer von der Qualifikation zum BW abhalten, aber die 5 überwanden die Strecke souverän in etwas unter 14 Minuten.  Damit sie sich auch mal mit echten Gegnern batteln konnten, wurde der Mixvierer für den Sonntag in den Lauf der beiden qualifizierten Jungenvierer gesteckt.... die wohl beide etwas überrascht waren, als das Wiesbadener Boot den Jungsvierern wegfuhr und mit einer entspannten Schlagzahl 29 um 2 Längen vor den Booten von der Germania Frankfurt und Kassel ins Ziel kam.
Den Schock fürs Leben bereitete Jenni, die auf den 3000m in ihrem Einer zuerst sich tapfer gegen ihre Verfolgerin (gestartet wird zeitversetzt ca. 45sec.) wehrte und diese nicht bis zur Wendeboje vorbeiließ. Da ich alle Rennen mit dem Fahrrad begleitete, versuchte ich vom Ufer aus schlaue Tipps zu geben.... jedenfalls war Jenny der Meinung ab der Wende die letzten 1000m Endspurt fahren zu müssen, so dass sie nicht nur ihre aufdringliche Verfolgerin auf Abstand halten konnte, sondern im Zieleinlauf gleichauf mit dem vor ihr gestarteten Mädel war. Was für ein Rennen! Damit hatte sich Jenny mit der schnellsten 3000m Zeit (14:48) eigentlich qualifiziert, außer sie sollte heute (Sonntag) ganz schlecht fahren und genau das tat sie dann auch. Auf den 1000m verpatzte sie ihren Start, verlor den Anschluss, kam mit der Schlagzahl nicht hoch und ruderte gnadenlos hinterher. Das hat man davon, wenn man die Gegnerinnen vorführt, so wie am Vortag (da saß die eine heulend am Steg und die andere kotzend im Gras). Stress entstand, als nicht ganz klar war, wer jetzt zum Bundeswettbewerb fährt....Jenny ist es, weil die Langstrecke erheblich höher bewertet wird. Uff!
Daniel Ergenzinger als 11jähriger konnte sich noch nicht weiterqualifizieren, so sind die Regeln. Aber in dieser Altersklasse ist es schon eine Leistung die Strecke über 3000m und 1000m unbeschadet (trocken) zu überstehen und das Rennen durchzuziehen. Und genau das hat er gemacht. Er wurde nie letzter und hat tapfer gekämpft.  Ganz schwer hatte es Wilhelm Schöpf im Jungeneiner 14Jahre, denn es gibt eben andere 14jährige, die ca. 3,10m groß sind und 180kg wiegen und die machen das unter sich aus. Dennoch landete er bei den 3000m im Mittelfeld (5. von 10) und holte sonntags auf den 1000m den Sieg!
Die Junioren und Senior Philip Fricke kämpften ebenfalls um die Radaddel von der Fulda. Neben Philips Einer, da der definitiv keinen Partner hat, waren spannende, weil unübliche Kombinationen gemeldet , schlicht aus dem Grund, dass manche Ruderer eben keine Einerfahrer sind.
Philip hielt sich die Verfolger vom Leib  und gewann seinen Einer souverän. Ganz anders Elli Schöpf und Alba Mührmann. Sie waren mit dem späten Auto angekommen und vielleicht deshalb irgendwie noch etwas verpeilt als ihr Rennen losging - sie ließen ihre Gegnerinnen sensationell  wegfahren und verloren so verdient....wie nur was. Dies wurde dann besprochen und am Sonntag kämpften beide. Das war ein Rennen,  bei dem zwar auch nichts gewonnen wurde, aber da war zumindest Feuer drin, weil unsere Mädels bei 500m einen Spurt ansetzten und sich vom letzten auf den zweiten Platz vorschoben und diesen mit Klauen und Zähnen, Beißen, Spucken und Kratzen verteidigten. Die Siegerinnen - egal - die sind ihr eigenes Rennen gefahren, den Kampf um 2. oder 3. haben unsere gewonnen und das ist gut so!
Lilli Steffens überzeugte im Einer und ballerte ihren Gegnerinnen weg, sie führte schon bei der 500m Marke um 2 Längen und kontrollierte das Rennen. Am Sonntag wurde sie wegen zahlreicher Abmeldungen in den Lauf der Ruderinnen Wettkampfklasse 1 gesteckt (also die, die 5 oder mehr Siege als B-Juniorinnen verbuchen)  aber auch da konnte sie mitfahren. Klar mit dem Sieg hatte sie nichts zu tun aber sie biss sich durch und blieb an den beiden führenden Booten dran.
Bei den Junioren galt es die Erfolglosigkeit im Einer der letzten Regatten abzuwürgen, um endlich Siege zu ermöglichen, denn das ist es, was wir wollen!  Unsere Geheimwaffe Tim Unverdorben wurde aktiviert und avancierte gemeinsam mit Kai Haas und Karl Schreiber zu den erfolgreichsten RWBern der Veranstaltung:  Für drei alle gilt: 4 Starts, 4 Siege.  Tim und Kai, Tim hochgemeldet in 17/18 Jahr A Junior, gewannen ihre Rennen deutlich an beiden Tagen. Tim und Karl versuchten es im schweren Zweier der B-Junioren  und konnten ebenfalls ihre Gegner aus der Leistungsklasse 2 (mindestens ein Sieg als B-Jun) sich vom Leib halten. Der Witz dabei ist, Karl ist Superleichtgewicht und könnte Tims 80kg sogar zum Teamgewicht "Leichtgewicht" ausgleichen, dass darf er nur nicht nach den Regeln. Folglich fahren sie in der offenen Klasse. Am Sonntag machten sie es richtig spannend. Frische Gegner verwiesen sie sofort  auf den letzten Platz und muckelten sich im Endspurt an die eigentlich physisch hoch überlegenen Weilburger heran und bissen sich im Endspurt richtig fest, so dass die beiden Weilburger Brocken froh sein konnten mit einer halben Bootslänge zu gewinnen. Da unsere Jungs das beste Boot aus Wettkampfklasse 2 waren gab´s trotzdem ein Radallelsche.
Mit Kraut und Rüben wird der Tag beschlossen
Woran erkennt man, dass die Wurzeln der Ruderei in Kassel beim Schulrudern liegen?
Nun recht einfach: Hier wird gerudert was herumliegt..zum Beispiel Gigvierer  oder eben spannende Kombinationen.... Ein puristischer Skatspieler würde sagen: das geht gar nicht! Der flexible Doppelkopfspieler sagt: Ich spiele ein Damen-Buben-Solo und euch schwarz.
Gegen den Mühlheimer RV gewann unser Damen-Buben Junioren-A/B Mix Vierer zweimal mit deutlichem Abstand, wobei das Rennen am Sonntag schlecht begann und erst der Zwischenspurt die Führung brachte, die nicht mehr abgegeben wurde. Siegreich verließen Lilli Steffens, Elli Schöpf, Kai Haas und Karl Schreiber die Arena und wurden sogar für die rundumrenovierte 4gewinnt von Etlichen bewundert, immerhin haben sie mit dem stolzen (alten) Schiff einen nagelneuen Filippi (quasi like Teamgeist )auf Distanz gehalten. Ein Boot ist halt nur so gut wie das Team, ach?...
Auch alles Drumherum war wie immer in Kassel sehr  angenehm. Richtig Eindruck schinden natürlich die  10-12 Boothäuser entlang der Auewiesen, die Schülerrudervereine und jetzt neu das Bootshaus der Uni Kassel , was wohl überwiegend von großzügigen Spendern letztes Jahr für etwa 1,5 Mio € in die Auewiese gesetzt wurde!
Die Regattaleitung unter Thorsten Gorski , der Thomas und Frank grüßen lässt und Holger Römer freuen sich immer sichtlich wenn die AnRheiner (haha-Wortspiel)  auftauchen und mitmischen. Und natürlich war es Jojo Bonn ein besonderes Vergnügen, dass wieder 2 RWB-Boote zum BW fahren.
Tja was haben wir sonst gemacht: Freitag haben wir den Griechen leergegessen, Samstag die Steaks und Schnitzel im Riverside abgearbeitet und der Höhepunkt der Freizeitgestaltung war das abendliche Werwolfspiel der Ü14 Gruppe auf der noch sonnenwarmen Wiese unterm Vollmond....bei dem sich alle Trainer als selten dämliche Werwölfe, Dorfbewohner oder Blinzelmädchen anstellten. Ach ja: es gibt erweitere Regeln: ratet mal, wer im ersten Spiel der Dorfälteste war, der natürlich auch auch als erstes von den eigenen Leuten eliminiert wurde..tja danke auch.  Hier kommt jetzt der Dank hin: allen Eltern, die gefahren sind: ohne Euch wäre es quasi unmöglich und Wahnsinn all die Kinder mit Bahn zu schicken.  Und Dank an alle Ruderer und Ruderinnen. Das war ein so geiles Wochenende, so platt ich auch sein mag.
Bericht ist original verzapft und verkorkst von:
dirk™

Wer

Rennen

Ergebnis

Kai/Tim

116

JM2xA

Sieg

Lara. Mona, Luna, Lenni, Miron

311

Mix4x+12/13

3000m

Sieg

Wilhelm

312

Ju1x14J

3000m

5.

Jenni

314

Mä1x14J

3000m

Sieg

Phil

133

SM1xB

Sieg

Daniel

 

323

Jung1x12Juj

3000m

5.

ElliAlba

143

JF2xBLG

3.

Lilli

151

JF1xB

Sieg

Karl/Tim

152

JM2xB

Sieg

Kai,Karl,Elli, Lilli

175

JM/F4xAB

Sieg

Sonntag

 

 

Lenni

401

Jun1x13J

Sieg

Miron

402

Jun1x13JLG

Sieg

Lara, Mona, Luna, Lenni, Miron

411

Mix4x+

Sieg

Wilhelm

412

Jun1x14J

Sieg

Kai/Tim

216

JM2xA

Sieg

Jenni

414

Mä1x14J

3.

Daniel

 

423

Jun1x12juj

3.

Ellialba

243

JF2xBLG

2.

Lilli

251

JF1xB

3.

Tim/Karl

252

JM2xB

Sieg

KaiKarlElliLilli

275

JF/M4xAB

Sieg